Trügerische Sicherheit in der Masse
Author
Aaron
Published
Jan 10, 2024
Tags
Warum uns die Anwesenheit von vielen Menschen ein Gefühl der Sicherheit gibt, aber wir trotzdem in Gefahr sein können. In den Köpfen vieler Menschen herrscht eine gewisse Angst vor abgeschiedenen und isolierten Orten. Sie gehen davon aus, dass sie an solchen Orten leichter Opfer von gewaltsamen Übergriffen werden können da keine oder wenige Zeugen bzw. Helfer vor Ort eingreifen können. Im Umkehrschluss ist eine gängige Annahme, dass je mehr Menschen bei einem Vorfall anwesend sind, desto sicherer der Ort ist. Aber ist das wirklich der Fall? In diesem Blog-Post werden wir diskutieren, warum viele Zeugen nicht immer ausreichen, um eine Situation sicherer zu machen. Wir werden auch untersuchen, welche Faktoren tatsächlich zur Sicherheit beitragen können und wie man sich in einer unerwarteten Situation richtig verhält. Wenn Sie also wissen möchten, wie Sie in einer stressigen Situation sicher bleiben können, sollten Sie weiterlesen.
Einführung: Die Kraft der Massen.
Die menschliche Natur neigt dazu, in der Masse Sicherheit zu suchen. Es liegt in unserer Natur, uns in großen Gruppen sicherer zu fühlen als alleine. Diese Vorstellung ist tief in unserer evolutionären Geschichte verwurzelt, als das Überleben in Gruppen von entscheidender Bedeutung war. Ebenso fördern Menschenmassen oft ein Zugehörigkeitsgefühl. Bei Veranstaltungen oder Konzerten steigert die Anwesenheit vieler Menschen das Gefühl von Gemeinschaft und Spaß.
Aber wenn es um Sicherheit geht, ist die bloße Anzahl von fremden Menschen nicht immer ausreichend. Eine große Menschenmenge kann sogar zu mehr Verwirrung und Unsicherheit führen. In Notfällen oder gefährlichen Situationen kann es schwierig sein, Hilfe zu bekommen oder sich aus der Masse herauszukämpfen.
Psychologische Barrieren: Warum Menschen zögern, in Notsituationen einzuschreiten
Psychologische Barrieren spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, warum Menschen zögern, in Notsituationen einzuschreiten.
In der Sozialpsychologie wird das Phänomen des sogenannten "Bystander-Effects" beschrieben. Der Bystander-Effekt besagt, dass Menschen in Gruppen weniger wahrscheinlich eingreifen, wenn sie Zeuge einer Notsituation werden. Dieses Verhalten kann auf verschiedene psychologische Faktoren zurückgeführt werden. Wenn sich eine Situation ereignet, in der Hilfe oder Intervention erforderlich ist, neigen Menschen dazu anzunehmen, dass andere in der Menge eingreifen werden, anstatt selbst tätig zu werden. Diese Annahme führt zu einer Verteilung der Verantwortung auf die gesamte Gruppe, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit verringert, dass jemand aktiv handelt. Das Phänomen der "Verantwortungsdiffusion" wird oft in Notsituationen beobachtet, in denen schnelles Handeln erforderlich ist, wie beispielsweise bei einem Unfall oder einer Gewalttat. In solchen Situationen kann die Anwesenheit vieler Zeugen dazu führen, dass jeder davon ausgeht, dass jemand anderes eingreifen wird, dadurch kann wertvolle Zeit verloren gehen und das Ergebnis ist oft, dass niemand eingreift.
Ein weiterer psychologischer Faktor ist die Angst vor negativen Konsequenzen. Menschen könnten sich Sorgen um ihre eigene Sicherheit machen oder befürchten, in eine rechtliche oder soziale Auseinandersetzung verwickelt zu werden, wenn sie eingreifen. Die Angst vor Ablehnung oder negativen Reaktionen von anderen kann ebenfalls dazu führen, dass Menschen zögern, Hilfe anzubieten.
Darüber hinaus spielen auch soziale Normen eine Rolle. Wenn das Verhalten der Mehrheit darin besteht, nicht einzugreifen, kann dies dazu führen, dass Einzelpersonen sich ebenfalls zurückhalten. Menschen haben oft den Drang, sich an die Erwartungen ihrer sozialen Gruppe anzupassen. Indem die Menschen die Reaktion anderer beobachten, orientieren sie sich an deren Verhalten. Wenn sie sehen, dass andere in der Gruppe nicht handeln, interpretieren sie dies als Zeichen dafür, dass keine Hilfe benötigt wird oder dass es nicht angemessen ist, einzugreifen.
Studien zum Thema Bystander-Effekt: https://www.sowi.uni-stuttgart.de/dokumente/forschung/siss/2010.SISS.1.pdf
Wie man die Sicherheit in der Masse verbessert
Das Wissen um diese Tatsache, dass größere Menschenansammlungen ein trügerisches Sicherheitsgefühl suggerieren, hilft schon ungemein.
Ein erster Schritt, um die Sicherheit in der Masse zu verbessern, besteht darin, aufmerksam zu sein und seine Umgebung im Auge zu behalten. Anstatt sich vollständig auf andere zu verlassen, sollte jeder Einzelne darauf achten, verdächtiges Verhalten oder potenzielle Gefahren zu erkennen. Individuelles Bewusstsein und Wachsamkeit können dazu beitragen, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln.
Es ist auch wichtig, dass Menschen in Notsituationen aktiv um Hilfe bitten. Indem sie andere gezielt ansprechen und um Unterstützung bitten, können sie die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Menschen ihre Zurückhaltung überwinden und handeln. Beispiel: „Sie in der gelben Jacke, bitte helfen Sie mir – ich werde von diesem fremden Mann bedrängt und brauche ihre Hilfe!“ erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass dir geholfen wird – als im Vergleich gar nicht oder nur allgemein um Hilfe zu rufen, wobei sich alle und somit keiner direkt angesprochen fühlt.
Die Rolle von Training und Sensibilisierung sollte nicht unterschätzt werden, wenn es um die Sicherheit in einer Menschenmenge geht. Ein gutes Eigenschutz-Training lehrt Sie, sich nicht ausschließlich darauf zu verlassen, dass Fremde von sich aus, Ihnen zu Hilfe eilen, sondern Sie bereit sein müssen, für Ihren eigenen Schutz und Ihre Sicherheit einzustehen. Das bedeutet souveränes Auftreten (Ausstrahlung und Körpersprache - voller Selbstbewusstsein), präventive Maßnahmen (Vermeidung Opfer von Gewalt zu werden - durch Vermeidungsstrategien) und knallharte und entschlossene Selbstschutztechniken für den Ernstfall.
Photo by: José Martín Ramírez Carrasco